Kategorien
Blogartikel

Siegelsammler

Siegelsammler
– wenn die Vereinbarkeit (nur) an der Tür hängt

Hat dein Unternehmen auch ein „Familiensiegel“? Ja? – Super!
Aus Überzeugung oder nur so aus Marketinggründen?

Die Frage klingt provokant, aber leider weiß ich aus eigener Erfahrung, welch ein Schindluder selbst mit renommierten Siegeln betrieben wird, wenn die Firmen intern sich nicht an die Umfragekriterien halten, zu befragende Mitarbeitende nicht zufällig, sondern gezielt gewählt und Ausnahmen zur Regel stilisiert werden. Am Ende gibt’s dann ein Siegel – aber wofür eigentlich?

Willst du ein „Familiensiegel“, weil ihr euch wirklich um Vereinbarkeit in eurem Unternehmen bemüht? Dann sprich mich an, bei ernsthaften Interessent*innen sind die meisten Anforderungen nämlich längst erfüllt!

Natürlich gibt es da auch noch das Phänomen, dass es „Siegel für Familienfreundlichkeit“ von unterschiedlichen Institutionen gibt – und nicht alle mit standardisierten Auswahlkriterien, geschweige denn einheitlichen Anforderungsprofilen. Das daraus entstehende Problem ist sofort offensichtlich.

Allerdings liegt es mir fern, daran herumzukritisieren, denn ich finde es schon super, dass es überhaupt so viele Stellen gibt, die sich für mehr Vereinbarkeit und eben Familienfreundlichkeit einsetzen – und Unternehmen, die sich dieser Herausforderung ehrlich und im Sinne ihrer Mitarbeitenden stellen.

Schwarze Schafe gibt es überall …

Ich nenne sie liebevoll „Siegelsammler“. Siegelsammler gehören zur Gattung der Sammler. Ihr Motto: „Haben ist besser als brauchen“ – und wer weiß, wofür so ein Siegel gut ist … und die Konkurrenz hat ja schließlich auch eines … und überhaupt „macht man das doch heute so“.

Schade genug, dass nur, weil die Kriterien nicht „härter“ sind, die Siegel an manchen Türen hängen, hinter denen sich nur wenig um Vereinbarkeit geschert wird. Dann werden die Siegel dort aber noch zusätzlich als Marketingtrophäen gefeiert, die auf der Website oder in Stellenanzeigen großflächig dargestellt werden. Dann wird es echt absurd – vor allem, wenn man nun versehentlich mal mit dem einen oder der anderen Mitarbeitenden spricht und die traurige Wahrheit ans Licht kommt.

Siegelsammler brüsten sich auch gern mit mehr als einem Siegel. Sie sind dann nicht nur familienfreundlich, sondern gern auch beste Arbeitgeber o. Ä., während sie in Wirklichkeit halt nur hartnäckige und begabte Mitarbeitende im Marketing beschäftigen.

Ist doch auch einfach: Siegel an die Tür und schon klappt das mit dem Recruiting … oder etwa nicht?

Was familienfreundliche Unternehmen richtig machen

Egal, ob schon mit oder noch ohne Siegel: Unternehmen, die wirklich auf Vereinbarkeit setzen, verstehen ihre Mitarbeitenden als ihr wertvollstes Potenzial und behandeln sie auch entsprechend.

Wenn es dir also nicht nur darum geht, kurzfristig möglichst viele Bewerbungen auf eine Anzeige zu erzielen, sondern darum,
langfristig Know-how in der Firma zu fördern und zu halten,
bei Bedarf sogar die Kosten für Anzeigen ganz sparen zu können, indem einfach deine begeisterten und motivierten Mitarbeitenden für dich Werbung machen und
Eltern gern früher aus der Elternzeit zurückkehren und deinem Unternehmen langfristig treu sind,
dann kannst du sicher sein, hast du auch ein Siegel verdient.

Aber genau diese Unternehmen sind häufig zu bescheiden, um sich darum zu bewerben, weil sie das Gefühl haben, noch nicht genug zu tun.
Und seien wir mal ehrlich: Wer’s richtig macht, denkt halt auch nicht immer nur an Familien und Kinder, sondern eben auch an Themen wie Beruf und Pflege, Beruf und Vitalität, Ehrenamt, Hobbys, Tiere und all die anderen Vereinbarkeitsthemen.

Woran erkenne ich mich als familienfreundliches Unternehmen?

In Hamburg reichen drei Mal „Ja“ auf Fragen wie:

  • Besteht in dem Betrieb die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit, wenn Kinder zu betreuen sind?
  • Wissen die Mitarbeiter, an wen sie sich wenden können, wenn sie Fragen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie haben?
  • Gibt es in dem Unternehmen Lösungen für den Fall, dass Kinder in Notsituationen (zum Beispiel wenn sie krank sind) betreut werden müssen?
  • Nehmen die Führungskräfte das Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ ernst?
  • Sind Kinder in dem Unternehmen kein Karrierehindernis?

Alle Fragen für das Hamburger Familiensiegel und Infos zur Bewerbung gibt’s übrigens hier.)

So einfach? Ja, so einfach ist das mit der Familienfreundlichkeit, wenn du es denn wirklich ernst damit meinst.
Und wenn du ganz generell mal darüber sprechen möchtest, wie Vereinbarkeit auch bei dir im Unternehmen noch besser gelingen kann und auch du ein Familiensiegel erhältst, sprich mich einfach an.
Deine Amélie

Hier gibt’s den Artikel zum Mitnehmen.